Das Buch "Ambulante Palliativversorgung" behandelt auf 286 Seiten alle Aspekte der Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen.
Vorwort zur 3., erweiterten Auflage
Herausforderung ambulante Palliativversorgung
Inzwischen sind zwei Jahre ins Land gegangen, seit die letzte Auflage von "Ambulante Palliativversorgung - Ein Ratgeber" gedruckt worden ist.
Vieles hat sich in der Zwischenzeit in der Versorgung und Fürsorge von sterbenden Menschen ereignet. Dabei bleibt der Fokus dieses Büchleins darauf gerichtet, auch weiterhin valide Informationen oder Anregungen zu den vielen Facetten einer guten Palliativversorgung zu geben: seien es medizinische, pflegerische, psychosoziale, spirituelle oder die organisatorischen Aspekte und Anforderungen an eine gute ambulante Palliativversorgung, die sich nicht nur als medizinisch-pflegerische Versorgung versteht, sondern darüber hinaus als umfassender Ansatz einer Versorgung von Menschen am Lebensende.
Im Verlauf der sehr lebendigen und kommunikativen Arbeit an dieser dritten Auflage ist uns schließlich aufgefallen: Unter den vielen Aspekten der ambulanten PalliativVersorgung soll zukünftig auch das Hospizliche seinen eigenen Raum bekommen. Immer wieder werden Aspekt hospizlichen Denken und Handelns genannt und sind in den Kapiteln zur Palliativversorgung eingewoben. In großem Respekt vor der Hospizarbeit und deren Beiträgen zu einer guten Versorgung und Fürsorge am Lebensende wollen wir deshalb in der nächsten (vierten) Auflage gesondert auf die Hospizidee, die Hospizarbeit und deren Beiträge für die tägliche Arbeit eingehen.
Nachdem sich in den letzten Jahren die spezialisierte ambulante Palliativversorgung zunehmend etabliert hat - auch wenn diese weiterhin noch weit davon entfernt ist, flächendeckend für alle Menschen, die dies brauchen, zur Verfügung zu stehen - rücken die Herausforderungen einer guten allgemeinen ambulanten Palliativversorgung immer mehr in den Fokus des öffentlichen Interesses. Hierzu gehört neben der Integration der palliativmedizinischen Inhalte in die Ausbildung von Medizinstudenten auch die
Fort- und Weiterbildungsangebote für bereits approbierte Ärzte und die Integration palliativmedizinischer Inhalte in den Weiterbildungszyklus angehender Allgemeinmediziner. Hierzu gehört auch die Frage, wie Ärzte und Pflegende in den Sozialstationen bzw. ambulanten Pflegediensten die Mehraufwände, die sich in der Palliativversorgung zwangsweise in Form von erhöhtem Zeitaufwand ergeben, vergütet bekommen können.
Eine große Pflegekampagne im Jahre 2011 brachte es auf den Punkt: Einmal Waschen/Füttern/Pflegen für 15,49 Euro kollidiert mit dem Palliativanspruch, neben der Grundpflege auch Zuwendung geben zu dürfen, ohne dass dies in den Ruin führt.
Wie schon im Jahr 2011 möchte sich unser Buch vor allem an diejenigen wenden, die sich arbeitsalltäglich mit Patienten in palliativen Situationen beschäftigen. Das Behandlungsspektrum verändert sich hier rasant weiter: immer häufiger wird Palliativversorgung bei nicht onkologischen Krankheiten von Patient wie Angehörigen eingefordert, um nicht alleine Objekt des medizinisch Machbaren, sondern um als Betroffener auch Entscheidungsbeteiligter und Mitgestalter der weiteren Behandlung zu sein. Gerade hier zeigt sich, dass viele Entscheidungen am Lebensende und darum herum nicht klassisch medizinischer Natur sind, sondern dass es der ethischen Reflexion und einer dem jeweiligen Menschen angemessenen Therapie und Zielfindung bedarf, um das Richtige und Angemessene zu tun.
So hoffen wir sehr, dass es uns auch in der dritten Auflage gelungen ist, die Entwicklungen der letzten beiden Jahre in Form von weiteren Beiträgen aufzunehmen und dass wir damit einen Mosaikstein zur weiteren Entwicklung der ambulanten Palliativversorgung in Deutschland beitragen.
Thomas Sitte, Fulda
Eckhard Eichner, Augsburg
Ingmar Hornke, Frankfurt
Dezember 2013