Augsburg. Der ehemalige Bremer Bürgermeister Dr. Henning Scherf war heute in Augsburg, um ein Tabu zu brechen: Er sprach über Sterben und Tod. Er kam auf Einladung von Bürgermeister Dr. Stefan Kiefer und Sozialplaner Klaus Kneißl zur Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung (AHPV), einem Verein, der immer wieder an Grenzen stößt, weil die Menschen wenig über diese Tabuzone wissen. Am Fachgespräch nahmen viele Fachkräfte aus der Hospiz- und Palliativversorgung teil.
Wie und wo möchten wir sterben? Wie sieht ein guter Tod aus? Und: Sterben wir allein? Sterben und Tod haben heute viele Gesichter, wir finden sie an vielen Orten unter vielen verschiedenen Bedingungen. Und sie finden weiterhin oft unsichtbar im Verborgenen statt, denn immer noch sterben die meisten Menschen in Deutschland in Krankenhäusern, und nicht selten sind sie dabei allein. Diese weithin feststellbare Tabuisierung und Anonymisierung des Todes und des Sterbens verweist darauf, dass unsere Gesellschaft die Kultur der Menschlichkeit wiederbeleben und damit eine Kursänderung vollziehen muss. Das letzte Tabu?
Dr. Henning Scherf, Bürgermeister a.D. der Freien Hansestadt Bremen, hat hierzu gemeinsam mit Prof. Annelie Keil ein Buch verfasst: “Das letzte Tabu: Über das Sterben reden und den Abschied leben lernen“. Darin reflektiert er seine eigenen Erfahrungen mit Sterben und Tod und ruft zu einer Kultur der Zuwendung am Lebensende auf, wie wir sie vor allem von der Hospizbewegung und Palliativversorgung erwarten. Er fordert den Bruch des genannten Tabus.
Augsburgs Bürgermeister und Sozialreferent Dr. Stefan Kiefer als Mitinitiator dieses Fachgesprächs mit Dr. Henning Scherf konzentrierte sich auf die kommunale Verantwortung für dieses Thema: „Wir stehen als Augsburger Stadtgesellschaft in der Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass unsere Bürgerinnen und Bürger bis zuletzt gut versorgt und umsorgt leben und in Würde sterben können.“
Dr. Eckhard Eichner, AHPV-Vorsitzender und leitender Arzt des ambulanten Palliativteams forderte: „Auch wenn wir bereits einiges in unserer Region erreicht haben, muss noch viel getan werden, damit die von Henning Scherf geforderte Kultur der Menschlichkeit in Form einer gelebten Palliativ- und Hospizkultur an allen Orten zu finden ist, an denen gestorben wird. Das ist nur im Miteinander von Professionalität, bürgerschaftlichem Engagement und regionalpolitischer Unterstützung möglich.“ Er verwies auf das Gemeinsame Rahmenkonzept für Hospizarbeit und Palliativversorgung in der Region Augsburg, das der AHPV im Juli 2016 im Rathaus vorgestellt hatte.
Kontakt für die Medien
Dr. Dr. Eckhard Eichner
Vorstandsvorsitzender der Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V., leitender Arzt der Augsburger Palliativversorgung gGmbH
Telefon 0821 455550-0, E-Mail kontakt@ahpv.de
www.ahpv.de
Zur Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung (AHPV) e.V.
Die Augsburger Hospiz- und Palliativversorgung e.V. wurde 2009 gegründet und ist ein Zusammenschluss von Einrichtungen und Organisationen in Stadt und Landkreis Augsburg, die gemeinsam Hospice Palliative Care voranbringen wollen. Mit über 50 Mitgliedern ist das Netzwerk eines der großen seiner Art in Deutschland.
Das Anliegen ist, schwerstkranken Menschen, Sterbenden und ihren Angehörigen zu helfen. Die AHPV ist eine Plattform für Zusammenarbeit in der Versorgung, Fürsorge, Vorsorge, Fortbildung und Öffentlichkeitsarbeit. In der direkten Patientenversorgung gibt es nur ein Angebot: die Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung (SAPV). Sie wird über die Augsburger Palliativversorgung gemeinnützige GmbH realisiert, eine 100-prozentige Tochter der AHPV.